Beschlüsse zu "Klima und Umwelt"...
...vom Lutherischen Weltbund (LWB), der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM)
Beschlüsse von Thüringer Landessynode, Föderationssynode und Landessynode der EKM
Gegen die Nutzung der Atomenergie
Frühjahrssynode 1994, DS 4/2
Die Synode der Evang.-Luth. Kirche in Thüringen erkennt: Die weitere Nutzung der Atomenergie ist vor dem Hintergrund der bekannt gewordenen Reaktorkatastrophen (Tschernobyl), den Folgen des Uranabbaus Ronneburg und der ungeklärten Atommülllagerungen nicht verantwortbar. Zudem ist die Nutzung der Atomenergie ungeeignet, den Klimaveränderungen und der damit verbundenen globalen Bedrohung wirksam zu begegnen.
Die Synode hält es für zwingend erforderlich:
- mit dem schrittweisen Ausstieg aus der Nutzung der Atomenergie zu beginnen,
- die durch Atomindustrie und -forschung gebundenen finanziellen Mittel in den Bereich der Entwicklung alternativer Energieerzeugung und Energieeinsparung umzulenken,
- eine Energiewende hin zu einer umweltverträglichen dezentralen Energieversorgung einzuleiten.
Die Synode fordert Industrie, Institutionen, Bürgerinnen und Bürger auf, alle Möglichkeiten zur Energieeinsparung zu nutzen.
Papierverbrauch
Frühjahrssynode 1994, DS 14/3
Alle kirchlichen Gremien werden angehalten, unverzüglich und konsequent nur noch Umweltschutzpapier einzusetzen und nur in Ausnahmefällen auf Recyclingpapier aus 100% Altpapier zurückzugreifen.
Anstrahlen von Kirchen
HS 1994 (abgedruckt im Amtsblatt vom 20.5.1995)
In Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung richtet die Synode einen dringenden Appell an die Kirchgemeinden, ihre Kirchen nicht anzustrahlen bzw. anstrahlen zu lassen. Die Synode wertet angesichts einer drohenden Klimakatastrophe das nächtliche Anstrahlen der Kirchen als Energieverschwendung. Sie gibt zu bedenken, dass das Anstrahlen heute weder dem Aufbau der Gemeinde noch der Verkündigung des Evangeliums verantwortlich dient. Die Kirchgemeinden werden gebeten, die ökologische Verantwortung und den biblischen Auftrag zur Bewahrung der Schöpfung zu beachten.
Verzicht auf Kirchenheizungen
HS 1994 (abgedruckt im Amtsblatt vom 20.5.1995)
In Wahrnehmung der Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung und da angesichts der drohenden Klimakatastrophe energisch Energie gespart werden muß, empfiehlt die Synode den Kirchgemeinden, die bisher im Winter in beheizbare Gemeinderäume ausgewichen sind, an dieser gewohnten Praxis festzuhalten und (auch längerfristig) auf die Installation von Anlagen zur Beheizung der Kirchen zu verzichten. Darüber hinaus bittet die Synode die Bauabteilungen des Landeskirchenamtes und der Kreiskirchenämter, ggfs. den Umwelt-Beauftragten bei der Planung von Kirchenheizungen zu beteiligen.
Agenda 21-Prozesse
Frühjahrssynode 2001, DS 2/3
Auf den Antrag der Vorbereitungsgruppe hat die Landessynode am 30. März 2001 bei einer Enthaltung beschlossen: Die Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen bittet die Kirchgemeinden, sich an den lokalen Agenda 21-Prozessen aktiv zu beteiligen und dort vor dem Hintergrund der christlichen Erwartung eines "neuen Himmels und einer neuen Erde" Projekte der Sozial-, Umwelt- und Entwicklungsarbeit in den Kommunen mit voranzutreiben.
Keine Ausbringung von gentechnisch verändertem Saat- und Pflanzgut
Frühjahrssynode 2001, DS 2/4
Auf den Antrag der Vorbereitungsgruppe hat die Landessynode am 30. März 2001 bei einer Gegenstimme und 9 Enthaltungen beschlossen: Die Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen spricht sich gegen das Ausbringen von gentechnisch verändertem Saat- und Pflanzgut aus, da schädliche Folgewirkungen auf Gesundheit und Umwelt nicht ausgeschlossen werden können. Der Landeskirchenrat möge prüfen, wie das Ausbringen von gentechnisch verändertem Saat- und Pflanzgut auf kircheneigenem Land durch die Aufnahme einer entsprechenden Klausel in die Pachtverträge unterbunden werden kann.
Regional produzierte und ökologisch einwandfreie Produkte
Frühjahrssynode 2001, DS 2/6
Auf den Antrag der Vorbereitungsgruppe hat die Landessynode am 30. März 2001 bei 2 Gegenstimmen und 3 Enthaltungen beschlossen: Die Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen erkennt, dass der marktwirtschaftliche Kampf um billige Produkte geführt wird auf Kosten
- der landwirtschaftlichen Existenz
- der gesunden Ernährung und
- der Schöpfung.
Die Synode fordert politische und gesetzliche Initiativen, die eine agrarpolitische Neuorientierung einleiten, und zwar
- zur Sicherung der landwirtschaftlichen Existenz
- zur Sicherung einer gesunden Ernährung
- zur Bewahrung der Schöpfung.
Die Synode weist aber auch hin auf die besondere Rolle der Verbraucher, die mit dem Preis, den sie für das tägliche Brot zahlen, Einfluss auf die Art und Weise nehmen, wie Landwirte ihre Felder bestellen und ihre Tiere halten können.
Vor diesem Hintergrund ruft die Synode jede und jeden Einzelnen, sowie die Kirchgemeinden und kirchlichen und diakonischen Einrichtungen dazu auf,
- Lebensmittelangebote landwirtschaftlicher Betriebe vor Ort und in der Region wahrzunehmen und zu nutzen,
- dabei insbesondere Produkte aus dem ökologischen Anbau zu bevorzugen,
- den hohen Fleischkonsum kritisch zu hinterfragen und zu reduzieren.
Die Synode bittet die kirchlichen und diakonischen Einrichtungen, ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Ernährungsbereich Fort- und Weiterbildungen in Bezug auf ein geändertes Einkaufsverhalten zu ermöglichen.
Beteiligung an der Klimaallianz der Kirchen, Umwelt- und Entwicklungsverbände
Drucksache 10.14./2 (FEKM-Synode März 2007)
Antrag des Synodalen Dorgerloh für die Evangelische Akademie Wittenberg
Die Föderationssynode der Föderation Evangelischer Kirchen in Mitteldeutschland hat am 17.03.2007 auf Antrag des Ausschusses für ökumenische, gesamtkirchliche und Öffentlichkeitsfragen einstimmig folgenden Beschluss gefasst:
Die Förderationssynode ist über die Folgen des Klimawandels besorgt. Angesichts der Wirbelstürme, Überschwemmungen und anderer Folgen der einsetzenden globalen Klimaveränderung ist es dringend notwendig, die CO2-Emissionen drastisch zu reduzieren. Um die Temperaturerhöhung bis 2100 noch auf 2 °C zu begrenzen und damit die schlimmsten Folgen zu verhindern, sind weltweit und v.a. in den Industrieländern wirkungsvollere Klimaschutzmaßnahmen dringend notwendig. Die Europäische Union muss ein deutliches Signal ernsthaften Klimaschutzes setzen und sich verpflichten, bis 2020 die CO2-Emissionen um 30 % zu senken. Für Deutschland bedeutet dies eine CO2-Reduktion um 40 % auf der Basis von 1990.
Damit der Auftrag, die Schöpfung als Lebensraum zu erhalten, erfüllt werden kann, fordert die Föderationssynode der EKM die Deutsche Bundesregierung auf:
- alle Maßnahmen zu ergreifen, um die CO2-Emissionen bis 2020 um 40 % in Deutschland zu reduzieren,
- dabei den in Deutschland beschlossenen Ausstieg aus der Atomenergie nicht in Frage zu stellen
- und ihren Einfluss geltend zu machen, damit unter der deutschen EU-Präsidentschaft ein ambitioniertes EU-Klimaschutzprogramm verabschiedet wird.
Das Reduktionsziel ist erreichbar, wenn z. B.:
- der Energieverbrauch durch Energiesparen gesenkt,
- auf der Erzeuger- und Nutzerseite die Energieeffizienz erhöht und
- der Anteil der erneuerbaren Energien systematisch erhöht wird.
Um diese Ziele und Anliegen zu unterstützen, bittet die Föderationssynode die Kirchenleitung der EKM, den Beitritt der EKM zur "Klimaallianz" der Kirchen und Nichtregierungsorganisationen anzustreben.
Die Föderationssynode bittet die Föderationskirchenleitung, Gespräche mit den Mitgliedern von Bundestag und Landtag aus Sachsen-Anhalt und Thüringen, Sachsen und Brandenburg zu führen, um die Anliegen und Ziele des Beschlusses zu verdeutlichen. Des Weiteren soll sie die Anliegen und Ziele der Klimaallianz öffentlichkeitswirksam vertreten. Darüber hinaus vertritt die Föderation der EKM diesen Beschluss auch gegenüber den energiepolitischen Entscheidungsträgern von Kreis, Städten, Gemeinden und den Energieversorgern.
Die Föderationssynode empfiehlt den Gemeinden und Einrichtungen, sich dem Umweltmanagement, wie z.B. dem kirchlichen Umweltmanagement "Der Grüne Hahn", anzuschließen und systematisch den Energieverbrauch in ihren Einrichtungen zu senken. Wir fordern Gemeinden und Einrichtungen auf, erneuerbare Energien im Strom- und Wärmebereich verstärkt zu nutzen. Die Föderationssynode bittet das Kirchenamt, geeignete Schritte zum Klimaschutz in unseren Gemeinden, Einrichtungen und Werken zur nächsten Föderationssynode vorzuschlagen.
Ein glaubwürdiges Engagement für Klima- und Ressourcenschutz wird auch über unsere Kirche hinaus in die Gesellschaft wirken.
Einsetzung des Sonderausschusses "Umwelt, Klima und Landwirtschaft"
Drucksache 11.7/2B (3. Tagung der I. Landessynode der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland vom 18. bis 21. November 2009 in Lutherstadt Wittenberg)
Die Landessynode hat am 21. November 2009 folgenden Beschluss gefasst:
Die Landessynode setzt einen Sonderausschuss (nach Geschäftsordnung der Synode § 25, 1 Satz 2 ) "Umwelt, Klima und Landwirtschaft" ein, der:
1. die Umsetzung von Projekten und Maßnahmen zum Klimaschutz und für lokale und globale Gerechtigkeit durch die kirchlichen Gemeinden und Einrichtungen fördert. Dazu gehören die
- Berücksichtigung Klima schonender und ökologischer Bautechniken und -materialien bei Planung und Bau des neuen Landeskirchenamtes der EKM.
- Unterstützung einer breiten Einführung des kirchlichen Umweltmanagementsystems "Grüner Hahn" gemäß der EU Norm EMAS II in der EKM.
- Unterbreitung eines Konzeptes für die Unterstützung von Projekten zu Fragen der globalen Gerechtigkeit in den Gemeinden und Einrichtungen der EKM (z.B. Transfaire Beschaffung).
- Vergabe von Kirchen- und Pfarrland
2. das praktische Engagement der EKM, ihrer Gemeinden und Einrichtungen für nachhaltiges Wirtschaften und für Klimaschutz unter Berücksichtigung von Fragen globaler und sozialer Gerechtigkeit fördert und öffentlich macht. Dazu gehören die:
- Vorbereitung eines Synodenbeschlusses zu den Klimaschutzzielen der EKM
- Überprüfung und gegebenenfalls Aktualisierung bestehender umweltrelevanter Synodenbeschlüsse der ELKTh und der KPS
Die Landessynode bittet um einen Zwischenbericht zu ihrer Herbsttagung 2010.
Folgende Personen werden als Mitglieder für den Ausschuss gewählt:
Silke Boß
Dr. Hans-Joachim Döring
Hans Mahlstedt
Judith Königsdörfer
Mortimer von Rümker

Endergebnis
CO2-Einsparung: 684521 kg
Teilnehmende insgesamt: 531
